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Sonntag, 5. Juni 2016

Graduation und Letzter Schultag

Es ist nun offiziell vorbei. Am Samstag Morgen (21. Mai) bin ich zu meiner High School gefahren und habe zusammen mit dem Rest der Band die Seniors musikalisch begleitet, als sie -- einer nach dem anderen -- in die Gym liefen, um sich ihre Diplomas abzuholen.

Wie in all den Filmen, tragen sie alle ihre Caps and Gowns, wobei die Caps größtenteils angemalt wurden. Außerdem tragen sie je nach außerschulischen Aktivitäten Kordeln um den Hals.

Nachdem die Seniors ihre Plätze erreicht haben, kamen vier Leute aus dem JROTC (Army Junior Reserve Officer Training Corps), die bis zur Bühne marschierten. Beiden äußeren trugen Gewehre, während die beiden in der Mitte jeweils eine Flagge trugen -- einmal die der Vereinigten Statten und dann die von Kentucky. Die Flaggen wurde auf der Bühne befestigt und schließlich hat eine der Seniors die Nationalhymne gesungen.

Daraufhin hat ein Mädchen aus dem Abschlussjahrgang gebetet und schließlich hat der Schuldirektor Awards verteilt, unter anderem Awards für 'perfekt attendance', und das für vier Jahre, sechs Jahre und sogar acht Jahre. Ich hab keine Ahnung, wie die das hinbekommen, ich habe in diesem Jahr mit nur zwei Fehltagen die beste Anwesenheit seit langem gehabt, die müssen alle wohl ein gutes Immunsystem haben.

Nach dem jeder seinen Award bekommen hatte, performte der Chor 'Here's to the Night', woraufhin die zwei Klassenbesten (Valedictiorians) eine Rede gehalten haben, welche ziemlich lustig war.
Nach der Rede hatte ich meinen letzten Einsatz in meiner High School Band Karriere und wir haben 'A Thousand Years' gespielt.
Ein Senior sang 'When I Cry' von Bill Gaither und danach wurde Reihe für Reihe nach Vorne gerufen und wie in den Filmen wird jeder einzelne Name aufgerufen, woraufhin derjenige auf die Bühne geht und sein Diploma entgegen nimmt.
Übrigens gibt es an der Cap eine Kordel, die man auf der linken Seite trägt, bevor man sein Diploma erhält und sobald man die Bühne verlässt, legt man die Kordel auf die rechte Seite.

Eine Freundin von mir und die Präsidentin der Senior Klasse hat, nachdem jeder sein Diploma erhalten hat, noch eine Rede gehalten und dann wurde auch schon der Class Song gespielt ('Young' by Kenny Chesney) und die Seniors sind von ihren Plätzen wegmarschiert. Nur sind sie nicht aus der Turnhalle gegangen, sondern haben einen Großen Kreis gebildet, um ihre Caps in die Luft zu schmeißen.

Danach herrschte Chaos, jeder versucht einige der Seniors abzufangen, um noch ein paar letzte Minuten mit ihnen zu verbringen, Photos zu machen und so weiter.
Ich kann immer noch nicht fassen, dass das mein letztes Zusammenspiel mit der Band war, ohne dass es mir in jenem Moment klar war. Das werde ich unglaublich vermissen.


Für die Seniors war es am Samstag so gut wie vorbei, obwohl etwa die Hälfte trotzdem am Montag zur Schule gekommen ist. Es war ein toller Tag, der sich nahezu wie die Tage zuvor anfühlte, doch dann gab es Undergraduate Awards, wovon ich auch einige bekommen sollte.

Im Grunde gibt es für jede Klasse einen Award. Während ich nichts in der sprachlichen und mathematischen Kategorie bekommen habe, habe ich den Physik Award abgestaubt. Ebenso habe ich einen Award für Business Principles bekommen, was allerdings nicht sonderlich schwer war, schließlich waren nur etwa fünf Leute in meiner Business Management Klasse. Der Award, der mich am meisten überrascht hat, war für Floral Design, denn ich war mir so sicher, dass ich unglaublich schlecht darin war. Ebenso habe ich einen Award für Distinguished Scholar bekommen.



Daraufhin folgten einige letzte Schulstunden, in denen wir nichts taten und in der letzten Stunde habe ich nicht einmal das Klassenzimmer getreten, sondern habe eine Freundin in ihrer Klasse besucht. In dieser Stunde habe ich mich etwa drei verschiedenen Klassen angeschlossen, allen Leuten "Auf Wiedersehen" gesagt und als schließlich der Tag zu Ende war und ich aus der Tür trat, war ich okay. Jedenfalls war ich okay, bis mir auffiel, dass ich okay war, obwohl ich gerade zum letzten Mal durch die Türen meiner High School gegangen war.

Die Busfahrt war hart und ich musste mir Mühe geben, um nicht zu weinen. Zu Hause brauchte ich erstmal einen Moment für mich selbst und habe meine Mamaw um Eis Kreme gebeten. Den ganzen Tag war ich ziemlich deprimiert.

Am Freitag danach, hatte ich dann eine Abschiedsfeier mit meinen Freunden und am folgenden Tag gab es ein Lagerfeuer bei einer Freundin, zu dem ich gegangen bin. Ich habe die Nacht dort geschlafen und am Morgen ging es gleich weiter zu einer Family reunion, wo ich mich mit netten "Verwandten" unterhalten habe, die nach Australien gezogen sind. Und das Highlight des Tages war zum einen, dass wir Volleyball gespielt haben und zum anderen, dass mir gesagt wurde, dass mein Kentucky Akzent deutlicher ist als mein deutscher Akzent.

Und jetzt? Jetzt dauert es nur noch zwei Tage, bis meine Eltern hier sein werden und als meine Host Mom zu mir meinte, dass meine Eltern doch morgen losfliegen würden, habe ich erstmal Panik geschoben. Ich kann nicht glauben, dass meine Zeit hier nun vorbei sein soll. Aber irgendwie bin ich auch aufgeregt, wieder nach Hause zu gehen. Aber ich freue mich darauf, etwas durch die Staaten zu reisen und eine Menge von diesem Land zu sehen, bevor ich zurückkehre. Es hat sich so viel geändert, es ist unglaublich.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Das Schuljahr neigt sich dem Ende

Alles endet irgendwo und das wird jedem Einzelnen immer mehr bewusst. Die Seniors haben ihre Abschlussfahrt nach Florida bereits hinter sich und kamen alle mit schlimmen Sonnenbränden zurück. Und zu allem Überfluss hatten wir letzte Woche auch noch Testing.

Einige meiner Lehrer haben bereits verkündet, dass wir nichts mehr machen würden und das Jahr schulisch gesehen schon für beendet erklärt. Seniors haben sich schon an Colleges angemeldet und kümmern sich nun um ihre Student Loans und Unterkünfte für die nächsten Jahre. Wir Juniors sind traurig, weil unsere Freunde uns verlassen und wir nur noch ein Jahr übrig haben. Und ich, ich sitze mittendrin und weiß mal wieder nicht, wie ich mich fühlen soll.

In nicht einmal einem Monat werden meine Eltern einfliegen und mich auf einen Road Trip durch die Südstaaten nehmen. Dann muss ich mich verabschieden. Und obwohl mich in Deutschland so einiges erwartet, auf das ich mich freue, will ich hier nicht weg. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich in New York war und mich heimatlos gefühlt habe, weil ich mein altes Zuhause verlassen habe, mein Neues aber noch nicht erreicht hatte. So wird sich wahrscheinlich der gesamte Road Trip anfühlen.

Ich habe in diesem Jahr viele Freunde gefunden, doch die Zeit ist einfach davon gerannt. Kaum habe ich mir ein Leben aufgebaut, wirklich gute Freunde gefunden, da muss ich auch schon wieder weg. Ich kann eine Freundin von mir, die vor einiger Zeit in Kanada war, nun verstehen: Ein Jahr ist nicht genug, zwei Jahre wären besser.

Ich habe einen Artikel für die Schülerzeitung geschrieben, in dem ich mich bei allen verabschiedet und bedankt habe, er wird in der letzten Ausgabe des Jahres erscheinen und das auf der Titelseite. Ich habe solche Angst vor den letzten Schultagen, was eigentlich ein Déjà-vu sein müsste, denn vor einem Jahr hatte ich genauso viel Angst vor dem letzten Schultag an meiner deutschen Schule. In Deutschland wusste ich, dass ich wieder kommen wurde, hier weiß ich zwar, dass ich irgendwann zurück kommen werde, aber der Zeitpunkt ist vollkommen ungewiss. Das Schlimmste ist wohl der Gedanke, dass ich nie wieder durch die Flure meiner High School laufen werde.

In Band studieren wir nun die Lieder für Graduation ein und am Freitag gibt es die Generalprobe. Am Samstag sind die Seniors schließlich offziell fertig mit der Schule und dann gibt es nur noch einen einzigen Tag an meiner High School, der mir bleibt. Dann steht meine Abschiedsfeier an und ich muss mich wohl oder übel verabschieden.

Mit der Zeit denke ich, dass ich so langsam bereit bin, um nach Hause zu gehen. Bei den Prom-Vorbereitungen hat man mich pausenlos gefragt, ob ich denn bereit wäre und meine Antwort war immerzu: "Not yet!" Das Unterbewusstsein spielt eine Menge in die Ganze Sache hinein, denn die Deadline ist beinahe vorbei, hätte ich noch vier weitere Monate, dann wäre ich eindeutig nicht bereit für Zuhause.

Das Testing, das ich am Anfang des Posts erwähnt habe, sind die sogenannten EOCs, was für "end of course" steht. Entgegen der Erwartungen, muss man diese allerdings nur in den Klassen ablegen, die man das ganze Jahr über hatte, also in meinem Fall gab es das U.S. History EOC Examen und wie jeder andere Schüler auch, musste ich den Schreibtest mitmachen.

Der Schreibtest war letzte Woche Montag und bestand aus zwei Aufsätzen. Für den ersten Aufsatz hatte man vierzig Minuten Zeit und zwei Seiten Platz, der zweite Aufsatz nahm neunzig Minuten ein und gab einem vier Seiten Platz zum schreiben. Im Grunde ist der Schreibtest aber für nichts gut, allerdings hat meine High School ein rewards system eingeführt, bei dem man je nach Testergebnissen gewisse Vorteile bekommen kann (z.B. kann man einmal im Monat Lunch außerhalb der Schule bestellen).

Das U.S. Histroy EOC macht vierzig Prozent der Gesamtnote aus und war ein simpler zweiteiliger Multiple Choice Test mit 48 Fragen pro Teil. Die Fragen sind leider nicht gerade einfach zu beantworten, denn zwar spielt es auf alles an, was man in seinem Schuljahr gelernt hat, aber dennoch mehr auf Details als den groben Stoff. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich den Test zumindest bestanden habe.

Am Dienstag war Election Day, weswegen wir Schulfrei hatten. Ich wusste davon nicht, bis zum Tag davor, denn als ich meinen Freundinnen erzählt habe, was wir am nächsten Tag zum Mittagessen haben, haben sie mich nur verwirrt angeschaut und mir erzählt, dass wir am Dienstag gar nicht in der Schule sein würden. Es scheint nicht so, als wäre jemand aus meiner Gastfamilie wählen gegangen (man hat ja auch sowieso keine gute Wahl), aber leider ist mir dennoch jemand über den Weg gelaufen, der seine Stimme für keinen Demokraten abgegeben hat, also wissen wir alle, das Trump der Präsidentschaft und der Möglichkeit die USA in den Ruin zu treiben immer näher rückt. Aber was soll man machen, wenn es keine guten Kandidaten gibt. Ich zitiere meinen Lehrer nur zu gerne: "Is that really the best person our country has to offer?"

Sonntag, 15. Mai 2016

Prom

Prom. Wohl das wichtigste Event, dass es wahrend des gesamten Schuljahres gibt – zumindest fur die, die hin dürfen. Schon direkt nachdem Homecoming vorüber war, hat sich jeder verruckt gemacht, ein Kleid sowie Date zu finden. Wie ich nun einmal bin, habe ich mir damit so einiges an Zeit gelassen und mein Kleid gerade mal eine Woche vor Prom gekauft und es nur wenige Tage zuvor abholen können.

Und wie auch schon an Homecoming kam der Samstag des Proms und ich hatte nicht einmal Schuhe oder Schmuck, weswegen wir in die Stadt gefahren sind. Schuhe zu finden war deutlich einfacher als erwartet und auch der Rest ließ sich relative schnell zusammenfinden, ich Weiss auch nicht, warum ich dabei auf einmal Gluck habe, wo die ganze Sache mit dem Kleid ein riesiges Drama war.

Der Tag verging schnell, als wir wieder nach Hause kamen, bin ich erstmal in meinen neuen Schuhen herumstolziert, weil ich schließlich bis zum Abend lernen musste, wie man darauf lief und nach einem kurzen Mittagessen durfte ich auch schon still auf einem Stuhl im Badezimmer sitzen und meine Host Mom hat sich an mein Make Up gemacht. Es folgten Haare und wenig später war es langsam an der Zeit loszufahren und ich war fertig.

Die Familie seitens meiner Host Mom ist vorbeigekommen, da sie wahrend ich beim Prom war, ein Lagerfeuer gemacht haben und nach ein paar wenigen Schnappschüssen wurde ich von meiner Tante und meinem Onkel zur High School gefahren, wo ich mich mit einigen Freundinnen verabredet hatte, denn wie erwartet habe ich kein Date abbekommen.



Vor der Schule wurde ein Photo von uns drei gemacht, wobei wir noch immer auf eine weitere Freundin und ihren Freund gewartet haben. Wir hatten uns für halb sieben verabredet und wie das Schicksal es wollte standen wir bis halb acht da, bis die beiden endlich eintrafen.

Das Thema unseres Proms war übrigens Las Vegas und da ich in diesem Trimester fast nur Kunstklassen habe, durfte ich auch fleißig beim Dekorieren helfen. Es war ziemlich beeindruckend, das Ergebnis zu sehen und die harte Arbeit hat sich eindeutig ausgezahlt.


Es gab Essen und viele haben sich auf die Tanzfläche verschlag, was in gewisser Weise genauso wie Homecoming war. Anstatt zu tanzen gab es mal wieder sogenannte "sin circles", die ich nur gerne als ekelhaft bezeichne. Getanzt habe ich leider nur wenig, denn abgesehen von den Songs, die bereits eine Choreographie besaßen, wusste ich nicht so recht, was ich tun sollte.

Ich erinnere mich genau ein ein Lied, bei dem wirklich jeder aufgestanden ist und mit seinem Date getanzt hat. Ich saß allein an meinem Tisch und niemand um mich herum war mehr da. Und da ich nicht zu einsam aussehen wollte, habe ich mich in eine Ecke verkrochen, um nicht ganz so aufzufallen.

Schließlich wurde wie in den Filmen der König und die Königin gekrönt, welche wir beim Eingang gewählt hatten. Was ich aus den Filmen allerdings nicht wusste war, dass es auch Prinz und Prinzessin gibt, welche die Juniors repräsentieren. Prinz und Prinzessin war keine große Überraschung, denn beide sind ziemlich beliebt, doch das Lustige war, dass der Prinz über zwei Meter groß ist und die Prinzessin nur etwa 1,60m in die Höhe ragt -- als die beiden miteinander tanzen sollten, sah es ziemlich lustig aus. Zum König wurde klischeehafterweise der Quarterback gewählt, doch die Königin ist ausnahmsweise kein Cheerleader und macht auch sonst keinen Sport.

Nachdem alle ihre Krone bekommen hatten, haben sich die meisten Leute zum Gehen gewandt und meiner Meinung nach den größten Spaß verpasst. Kaum waren alle verschwunden, gab es gute Musik und die Stimmung wurde noch besser. Ich wurde sogar zum Tanzen aufgefordert, um genau zu sein von dem selben Jungen, der auch schon bei Homecoming mit mir getanzt hat, wobei ich herausgefunden habe, dass er mich eigentlich zu Prom fragen wollte, aber sich nicht getraut hat. So kann es gehen. Mein Abend wurde aber trotzdem immer besser und ich habe mit meinen Freundinnen getanzt, bis die Lichter angingen und die Lehrer anfingen, aufzuräumen.

Nachdem wir gezwungen waren, zu gehen, sind wir noch in die nächste Stadt zum Essen gefahren. Normalerweise hat man an Prom Wechselklamotten im Auto gelagert, damit man nicht in seinen Abendkleidern in ein Restaurant gehen muss, doch ich hatte keine Ahnung, dass ich uberhaupt Essen gehen würde, weswegen wir alle einfach unsere Kleider an behielten.

Gegen ein Uhr am Morgen bin ich endlich Zuhause angekommen und musste meine Host Mom aufwecken, weil ich mein Kleid nicht allein aufbekommen habe. Danach habe ich nur das ganze Make Up entfernt und habe mich erschöpft ins Bett fallen lassen. Der nächste Morgen brachte dann einen grauenhaften Kontrast, denn ich sah wirklich grauenhaft aus im Gegensatz zum letzten Abend.

Sonntag, 10. April 2016

Die Puzzleteile des Stresses

In den letzten Wochen war der Wurm drin. Die ganze Familie ist nacheinander krank geworden, der April bringt vollkommen verrücktes Wetter und Heuschnupfen bringt uns alle um die Ecke.

Was seit meinem letzten Artikel passiert ist? Keine Ahnung. Auf jeden Fall war Ostern, ich bin zur Klassenbesten in Kunst geworden, ich habe meine ACT Ergebnisse bekommen und feststellen müssen, dass ich mir vielleicht mal hätte mehr Mühe geben sollen, höhere Mächte wollen mich daran hindern zum Prom zu gehen, Spring-Break hat mich zu Tode gelangweilt und Justin Bieber und Selena Gomez terrorisieren mein Gehör viel zu oft, wenn wir irgendwo hinfahren. Ach, und um es allen Austauschschülern, die zugenommen haben unter die Nase zu reiben: Ich habe fünf Kilo abgenommen!

Zu Ostern gibt es nur ganz kurz etwas zu sagen: Kirche. Die Kirche versteckt die Ostereier und ich war leider zu alt, um sie suchen zu gehen, dafür durfte ich aber meinem kleinen Bruder helfen, welcher dank mir einen ganzen Eimer voll bekommen hat.
Danach gab es ein Mittagessen im Church Shelter und wir bekamen Süßigkeiten von Verwandten. Danach ging der Tag eigentlich ganz normal weiter. Mein Dad hat gewettet, dass meine Mom und ich keinen Radschlag machen könnten und wir haben ihm das Gegenteil bewiesen. Danach gab es noch einen Limbo Wettbewerb, den wir meiner Meinung nach mit einem Unentschieden abgeschlossen haben, aber meine Mom war eher der Meinung, dass ich gewonnen habe.
Normalerweise gibt es immer ein Osterphoto und demnach haben wir unsere Outfits aufeinander abgestimmt, doch mein kleiner Bruder war krank und wir wollten abwarten, bis es ihm wieder besser ging. Nun geht es ihm besser, aber das Bild wurde noch nicht gemacht. Wahrscheinlich wird es das auch nie.

ACT - darum ging es ja in meinem letzten Artikel. Ich habe selbstverständlich keine 36 bekommen und auch keine 22, was mein eigentliches Ziel war. Ich stand da als der perfekte Durchschnitt Amerikas mit 20 Punkten und überraschenderweise hatte ich die höchste Punktzahl im Leseteil, gefolgt von dem Englischteil...
Ich bereue es ein wenig, dass mein Motto für den Test war: Doesn't matter if I have a bad score. Jetzt fühle ich mich so, als müsste ich den Test nochmal schreiben, um zu sehen, wie es laufen würde, wenn ich mir wirklich Mühe gäbe.

Prom. Ein Wort mit dem man mich in den letzten Wochen jagen konnte, insbesondere, wenn mein ein 'dress' hinten dran hängt. An alle zukünftigen Austauschschüler: Wenn ihr plant zu Prom zu gehen, dann plant ein Budget von mindestens $500 für alles drum und dran ein! Wenn ihr Glück habt, könnt ihr euch für den Preis ein gutes Kleid leisten, nicht zu vergessen Schuhe und Schmuck und all das drum und dran.
Nachdem ich wirklich verzweifelt war, da das vierte Kleid, das ich gerade kaufen wollte, irgendwelche Fehler, Flecken oder nicht legitime Verkäufer hatte, sind wir zu jedem Laden, der Kleider führt gefahren und ich habe wahrscheinlich jedes einzelne in meiner Größe anprobiert.
Ich denke, ich habe mich in ein Kleid verliebt, welches im Endeffekt auch werden wird. Eine nette Verkäuferin hat es für mich bestellt und mir sogar einen Rabatt gegeben. Wenn es nun irgendwelche Fehler hat, dann sind die höheren Mächte wirklich gegen mich. Also bitte drückt mir die Daumen!
Ein Date habe ich übrigens noch nicht und da Prom in zwei Wochen ist, denke ich auch nicht, dass mich noch jemand fragen wird. Schade eigentlich.

Letzte Woche hatten wir Spring Break, von der es eigentlich nicht viel zu berichten gibt, denn es bestand hauptsächlich aus Kleidersuche und Langeweile. Es ist verrückt, aber ich gehe beinahe gerne zur Schule, ich wünschte nur, ich müsste nicht immer so früh aufstehen.

Das ist eigentlich alles. Ich wünsche euch allen viel Spaß bei Steuererklärungen und so weiter. Hier ist heute der Abgabetermin, ihr in Deutschland habt meines Wissens nach aber noch bis Ende Mai Zeit, also hoffe ich, dass niemand zu frustriert sein wird. Und ich hoffe auch, dass niemand Steuererklärungen für drei Unternehmen und als Privatperson unter Schlafmangel machen muss, wie meine Mom das in den letzten Tagen getan hat.

Samstag, 12. März 2016

ACT - Wie ich mir eventuell einen Platz im College sichern könnte

In Deutschland schreiben wir Abitur, anhand dessen Noten wir uns an verschiedenen Universitäten bewerben können und eventuell angenommen werden. Hier in den USA läuft das ganze etwas anders, denn hier geben verschiedene Benchmarks und insbesondere der ACT Ausschlag, ob man einen Platz im College bekommt oder nicht.

Im übrigens ist es wohl einiges schwerer in Deutschland einen Platz an der Uni zu bekommen, als an einem amerikanischen College. Wo deutsche Schüler darum kämpfen müssen, überhaupt einen Platz zu bekommen, stehen amerikanische Schüler mit den selben Noten bereits mit einem Vollstipendium da, also ist es kein Wunder das niemand mehr einen Ausbildungsberuf haben will. So viel zu dem amerikanischen Bildungssystem.

Letzte Woche Dienstag war Nationaler Testtag, an dem alle Juniors (11. Klässler) den ACT schreiben mussten. Der ACT ist ein multiple Choice Test, bei dem man für viel zu viele Fragen viel zu wenig Zeit bekommt. Übrigens steht ACT für American College Testing und soll feststellen, ob der Schüler die Anforderungen für College erfüllt.

Da ich nun einmal ein Junior bin, musste ich den Test auch schreiben und das obwohl ich wohl kaum hier aufs College gehen werde. Es gelten sehr strenge Regeln, bei denen ich mir nur denke, dass es unmenschlich ist, dass man nicht einmal einen Schluck Wasser trinken darf, aber nun gut, wir haben ja alle darunter gelitten, dass unsere Hirnfunktionen zum Ende des Test auf das Level einer Bananenschale gesunken ist.

Der erste Teil des Tests dauert 45 Minuten und ist ein Englisch Teil. Im Grunde bekommt man Textpassagen in denen Dinge unterstrichen sind und muss entscheiden, wie man die Stelle verbessern könnte. Es gibt in diesem Teil des Tests 75 Fragen, also hat man etwas mehr als eine halbe Minute, um jede Frage zu lesen und eine Antwort auszuwählen, nicht zu vergessen, die Textpassage, die man lesen muss. Kein Wunder, dass in meinem Fall am Ende etwa zwanzig Fragen unausgefüllt blieben.

Der nächste Teil war der Mathematik Teil, für den man zum Glück einen Taschenrechner verwenden durfte. Für diesen Teil bekamen wir 60 Minuten für 60 Fragen, was mal wieder deutlich zu wenig Zeit war. Ich habe eine 1+ in meiner Pre-Calculus Klasse gehabt, aber so schnell kann ich dann doch nicht mit Formeln um mich schmeißen, weshalb etwa die Hälfte der Fragen unbeantwortete blieben.

Dann kam endlich eine Pause, in der wir etwas trinken durften und der Toilette einen Besuch abstatten konnten. Während dieser Pause war mein Hirn schon vollkommen durchgebrannt, doch dafür bekam ich den Tipp, einfach zu raten, wenn ich nicht alle Fragen schaffte.

Schließlich ging es mit Lesen weiter. Man bekam einen riesigen Text, den man lesen musste und durfte danach Fragen dazu beantworten. Der Test sieht 35 Minuten für 40 Fragen vor, was nicht ganz so schlimm klingt, aber dafür muss man so einige Texte lesen und das nicht nur einmal, denn jede Frage schickt einen zu einem bestimmten Absatz zurück, den man dann nochmal lesen darf. Im Grunde war dies dennoch der Teil des Tests, an dem ich am besten mit der Zeit auskam.

Nach dem Lesen war der letzte Teil des ACT an der Reihe: Wissenschaft. Dabei bekommt man so einiges an Material, wie Tabellen und Diagramme und darf viele Fragen dazu beantworten. Wie beim Lesen schon hatten wir 35 Minuten Zeit für 40 Fragen. An dem Punkt war die Leistungsfähigkeit meines Hirn auf irgendwo zwischen der Cafeteria und dem Erdkern gesunken.

Nach dem Test waren alle glücklich, dass es endlich vorbei war. Wir alle haben alle anderen Jahrgänge beneidet, denn die haben einfach mal einen freien Tag bekommen, den sie in der Sporthalle verbringen durften. Beim Mittagessen waren alle Juniors Zombies und jedem schien der Kopf von all den Fragen zu schwirren.

Meine Testergebnisse werden irgendwann in den nächsten Wochen kommen und wer weiß, vielleicht schaffe ich ja ein so gutes Ergebnis, dass ich ein Vollstipendium bekomme... just kidding! Ich habe mit Sicherheit nicht sonderlich gut abgeschnitten, aber ich brenne darauf, zu wissen, wie viele Punkte ich tatsächlich bekommen habe. Die Punkte gehen übrigens von 36 bis zu 1, wobei man angeblich schon zehn Punkte dafür bekommt, dass man seinen Namen auf das Papier schreibt.
Ich wiederhole es nur zu gerne: Ein Hoch auf das Amerikanische Bildungssystem!

Sonntag, 28. Februar 2016

Februar-Events

Eigentlich hatte ich geplant, dem Super Bowl einen eigenen Artikel zu gönnen, doch um whrlich zu sein, hat er das nicht verdient.
Wir sind an dem Abend zu Mamaw und Papaw gegangen, weil wir Zuhause kein Fernsehen haben. Es gab eine Menge Essen und so sahen wir uns schließlich das Spiel an. Ich habe es wirklich versucht, wirklich, aber Football ist unendlich langweilig. Am Vortag habe ich ein Fußball Spiel aus der Englischen Liga gesehen und da ist mir klar geworden, wie viel interessanter Fußball doch ist. In diesem Punkt werden 95% aller Amerikaner widersprechen, das ist mir klar.
Football hat vier Quarters von jeweils 15 Minuten, wobei immer nur wenige Sekunden auf einmal gespielt werden und es dann eine Unterbrechung gibt, bei der die Uhr abgehalten wird. Im Ganzen: Es passiert viel in den wenigen Sekunden und dann passiert gar nichts.
Beim Super Bowl heißen Unterbrechungen Zeit für Werbung, was wahrscheinlich auch das Interessanteste am Ganzen war. In der Halftime Show traten dann Coldplay, Bruno Mars und Beyoncé auf.
Die Zeit verstrich immer mehr und da ich am nächsten Tag Schule hatte, sah ich besorgt auf die Uhr. Am Ende sind wir gegangen, bevor der Super Bowl vorbei war und das war 22:20.
DER SUPER BOWL DAUERT VIER STUNDEN FÜR EINE STUNDE NETTO SPIELZEIT! Und das ist der Grund, warum ich Fußball viel lieber mag, denn zum einen passiert vielleicht nicht ganz so viel auf einmal, aber dafür kann man sich ein ganzes Spiel ansehen und nicht Bruchstücke,  zum anderen sieht man mehr vom Spiel als von der Werbung.
Wie man vielleicht merkt, war der Super Bowl ein totaler Reinfall, auch weil dir Denver Broncos gewonnen haben und nicht die Carolina Panthers.

Neben dem Super Bowl steht für die Amerikaner im Feburar aber noch etwas großes an: Valentienstag! Zwei Tage vor Valentienstag, der letzte Schultag vor Valentienstag, durften wir Schüler den Valentines Court wählen. Im Normalfall wählt man einfach für seine Freunde, somit waren die beliebtesten im Jahrgang klar vom Vorteil. Von jedem Jahrgang wurden fünf Mädchen gewählt, die dann eine Woche später beim Sweetheart Dance vorgestellt wurden und schließlich wie beim Homecoming Dance, die Königin gekrönt wurde. Ich bin übrigens nicht zum Sweetheart Dance gegangen, den zum einen habe ich kein Sweetheart und zum anderen war ich an dem Tag Gast auf der verrücktesten Hochzeit aller Zeiten.
Kommen wir zurück zum Freitag vor Valentienstag. Spanish Club hat schon lange Zeit vorher "A Crush for Valentines Day" verkauft, den man an seinen "crush" schicken konnte. Ein Crush ist übrigens ein Getränk von Dr. Pepper. Diese Crushes wurden dann im Laufe des Tages verteilt und ich habe mich zu Tode erschreckt, als ich auf einmal einen bekommen habe. Doch meine Nerven waren dankbar dafür, dass es eine meiner Freundinnen war. :)
Gegen Ende des Schultages wurden dann verschiedene Blumesträuße geliefert und da ich ironischer Weise in dem Moment Floral Design hatte, wollte mein Lehrer all den Mädchen ihre Blumen abkaufen.
Und was habe ich mit meiner Gastfamilie an Valentienstag gemacht? Wir haben das Haus von dem Cousin meines Dads gestrichen, woran wir schon Wochen gearbeitet haben. Dieser Cousin ist übrigens der von der verrücktesten Hochzeit aller Zeiten.
Als wir mit dem Streichen fertig geworden sind, sind wir mit etwas Verspätung in die Stadt gefahren und dort hat meine Mom mir Süßigkeiten und Eis Creme gekauft. Der Rückweg war ziemlich spannend, denn eigentlich hatten wir geplant, früh nach Hause zu fahren, um dem Schneesturm zu entgehen, was dann aber überhaupt nicht geklappt hat. Wir hätten es beinahe nicht nach Hause geschafft, da schneebedeckte Hügel nun einmal ziemlich gefährlich sind.
Valentienstag ist eine ziemlich große Sache hier und wird ziemlich ernst genommen. Selbst die Familie beschenkt einen mit Süßigkeiten.
Auf den Valentienstag folgte President's Day, der liebste Feiertag einer Mitschülerin von mir, weil all die Schokolade 50% runtergesetzt ist. Am Dienstag und Mittwoch fiel die Schule aufgrund des Schnees, welcher durch Regen zu Eis wurde, aus.

Da ich seit Ende Oktober kein Fußball mehr habe, bin ich ziemlich eingerostet. Mein Dad wollte mich immer überreden, mit ihm Laufen zu gehen, doch ich habe ihm immer gesagt, dass ich erst vernünftige Laufschuhe brauche. Und so sind wir vier Monate später endlich losgefahren und ich habe mir ein ordentliches Paar Laufschuhe gekauft. Diese Woche bin ich nun schon dreimal laufen gegangen und habe über zwölf Kilometer hinter mich gelegt.
Es erscheint vielleicht etwas vom Thema abweichend, dass ich das Laufen mit reinbringe, da es nicht viel mit der Amerikanischen Kultur zu tun hat, aber ich wollte es doch erwähnen.
Übrigens gibt es einen großen Unterschied zum Laufen in Deutschland und hier. In Deutschland kann man durch Nebenstraßen sich einen verrückten Weg durch das Dorf oder Stadt bahnen und verhindern zweimal an einem Punkt vorbeizulaufen. Hier müsste man fast einen Marathon laufen (um genau zu sein 37 Kilometer), um nicht zweimal an einem Punkt vorbeizukommen. Und so läuft man ein paar Meilen die Straße herunter, dreht um und kommt wieder zurück.
Übrigens ist mir aufgefallen, dass ich mich deutlich besser fühle, jetzt wo ich wieder Sport treibe, ich kann mir kaum vorstellen, wie manche Leute vollkommen ohne auskommen.
 
Ich hab im letzten Artikel schon von einer Tardy berichtet, doch es kam, wie es kommen musste und ich bekam eine weitere letzten Dienstag. Diesmal trug ich aber keinen Funken Schuld, obwohl mir gerade aufgefallen ist, dass sie die, obwohl ich eine Entschuldigung eingereicht habe, als unentschuldigt markiert haben.
Wir waren an dem Punkt, an dem der Bus mich immer abgeholt, zehn Minuten bevor er normalerweise kommt und blieben dort zwanzig Minuten nach seiner üblichen Zeit. Da er nicht kam, sind wir wieder nach Hause gefahren, weil meine Mom mich nicht zur Schule fahren konnte. Erst dachte, ich würde den Tag Zuhause verbringen, doch meine Mamaw hat mich schließlich zur Schule gefahren und ich kam zwei Stunden und sechs Minuten zu spät.
Nach der Schule wusste ich dann, warum mein Bus einfach nicht kam. Mein Busfahrer war nicht da und seine Vertretung war der Busfahrer, der, als er das letzte Mal vertreten hat, zwanzig Minuten nachdem er mit seiner Route fertig sein sollte, noch nicht einmal angefangen hatte.
Gestern war der letzte Tag des zweiten Trimesters. Es war ziemlich seltsam und auch traurig, denn ich werde einige Fächer ziemlich vermissen, wie zum Beispiel Pre-Calculus, insbesondere, weil zwei gute Freundinnen bei mir sitzen.
Mein neuer Stundenplan, der sich an fünfter Stelle sehr wahrscheinlich ändern wird:

1st U.S. History/Conflict
2nd Spanish II-B
3rd Out of the Box Thinking
4th Band
5th Business Law (wird wahrscheinlich mit Kunst ersetzt)
6th Physics

Ebenso sind die Bestellformulare für das Jahrbuch gekommen und mir ist erst aufgefallen, wie wenig ich doch darüber wusste. Ich hatte einen erstklassigen "Sticker Shock", denn Jahrbücher kosten schnell mal über siebzig Dollar! Ich ich dachte, dass man sich einfach eins für zwanzig Dollar kaufen kann.
Man hat sogar die Option seinen Namen und Symbole eingravieren zu lassen. Ich habe mich für einen Fußball und das Symbol für Band entschieden. Ich hoffe, dass es ankommt, bevor ich wieder nach Hause fliege, ansonsten muss meine Mom es mir nach Deutschland schicken.

Das war es auch schon wieder! Eigentlich will ich versuchen, mehr Artikel zu schreiben, doch meistens vergesse ich es dann doch wieder. Viele Grüße aus Kentucky! (Es ist übrigens schwer, wenn man auf Englisch denkt und dann seine Sätze auf Deutsch übersetzen muss, also entschuldigt Satzbau- und Grammatikfehler)

Sonntag, 7. Februar 2016

Jonas, Snow Cream und Tardy

Wenn ich mir so die Bilder von meinem letzten Artikel ansehe, dann kann ich nur lachen. Vor zwei Wochen hatten wir eine sehr interessante Schulwoche, denn zumal war Martin Luther King Day und somit keine Schule. Gefeiert wird dieser Tag allerdings nicht wirklich. Am Dienstag saßen wir dann alle in der Schule und es gab wilde Spekulationen darüber, wie viele snow days wir in jener Woche bekommen würden. Viele waren sich sicher, dass, da es am nächsten Tag ein wenig schneien sollte, wir den Rest der Woche frei bekommen würden. In einem Punkt waren sich allerdings alle einig: Am Freitag würde mit Sicherheit keine Schule stattfinden, denn es wurden fünfzehn bis zwanzig Zentimeter Schnee angesagt.
Das Ende des Liedes war, dass am Mittwoch, sowie am Donnerstag und Freitag die Schule ausfiel und am Freitag stand ich gerade auf und machte mit ein paar Pancakes warm, als der Schnee auch schon anfing.
Ich habe Stunden damit verbracht, einfach nur aus dem Fenster zu starren und dem Schnee zuzusehen, wie er sich immer dicker auf die Schneedecke legte. Mein Dad kam etwa jede halbe Stunde raus, um Schnee zu fegen, doch irgendwann schien es es aufzugeben. Meine kleine Schwester und mein kleiner Bruder haben mir bei meinen Beobachtungen Gesellschaft geleistet. Ich war wie paralysiert, ich habe noch nie so viel Schnee gesehen! Es war schwer ein Gefühl dafür zu bekommen, wie schnell alles doch ging und ich suchte mit immer wieder Punkte wie lange Grashalme und beobachtete, wie schnell sie verschwanden. Selbst Stellen von denen ich nie gedacht hätten, sie würden bedeckt werden, waren vom Schnee verschlungen worden.
Am Samstag liefen wir in den Schnee. Ich wusste, dass etwa fünfundzwanzig Zentimeter Schnee gefallen waren, hatte aber überhaupt keine Ahnung, wie viel das in Wirklichkeit sein sollte. Mit drei Paar Hosen, zwei Paar Socken, zwei Schal, mehreren Pullovern und einer Mütze habe ich mich nach draußen gewagt und war erstaunt, wie weit mein Bein doch im Schnee versank.

An der Stelle habe ich mir dann doch gewünscht, meine Stiefel wären etwas länger...


Wir liefen zum Nachbarhaus, wobei ich feststellen musste, dass der Schnee an einigen Stellen doch etwa einen halben Meter tief war, und versuchten Schlitten zu fahren, was sich allerdings als ziemlich schwierig herausstellte.
Am Sonntag wurde es etwas wärmer und der Schnee somit klebriger, sodass sich das Schlitten fahren deutlich einfacher gestaltete. Ebenso habe ich zum ersten mal snow cream gemacht und gegessen. Snow Cream ist sowas wie Eis Creme, nur mit dem Unterschied, dass man einfach eine Schüssel voll mit Schnee füllt, dann Zucker, Milch, Vanille-Extract und in meinem Fall Schoko-Sirup und Schokotröpfchen hinzufügt und alles gründlich vermischt. Es ist selbstverständlich nicht so gut, wie Eis, das man im Laden kauft, aber geschmeckt hat es trotzdem. Ich kann mir gut vorstellen, dass es mit Fruchtsaft noch besser schmeckt!

Meine kleine Gastschwester, der Schlitten und ich


Am Montag hatten wir einen weiteren snow day und die Temperaturen stiegen, sodass der Schnee schnell schmolz und sehr klebrig war. Der Vorteil: Es war endlich gut genug, um einen Schneemann zu bauen! Sowohl meine kleine Gastschwester, als auch ich waren aufgeregt - sie, weil sie gerade mal drei ist und Schneemänner immer toll sind, und ich, weil ich seit Jahren keinen Schneemann bauen konnte und Die Eiskönigin nun einmal mein Liebelingsfilm ist!

Bedenkt, dass der meiste Schnee schon geschmolzen war


Ebenso perfekt war der Schnee zum Schlitten fahren und diesmal musste ich meine Energie nicht darauf verwenden, eine Schlittenbahn zu bauen, sondern konnte einfach an jeder x-bliebigen Stelle den Hügel runterfahren.
Mein Schneemann ist leider im Laufe des Tages geschmolzes und lag am späten Nachmittag bereits neben all den anderen Schneemännern auf dem Boden. Es wäre schön gewesen, hätte er noch etwas länger überlebt; um ehrlich zu sein, hätte ich ihn am liebsten in unseren Gefrierschrank gestellt!

Dies ist mein Schneemann von ordentlicher Größe, der sich leider auf dem Bild schon etwas dem Boden entgegen neigt


Am Dienstag hatten wir wieder keine Schule und somit eine ganze Woche frei, fast schon länger, da man den einen Tag in der Woche davor wohl kaum zählen kann. Der Schnee war leider schon soweit geschmolzen, dass es keinen Sinn ergab, nach draußen zu gehen.
Am Mittwoch gab es einen 1 hour delay und leider verschwand auch der Rest vom Schnee ziemlich schnell. Nur große Berge, die geschaufelt wurden, überlebten und wurden zu Eis.
Der Grund für den ganzen Schnee war übrigens Schneesturm Jonas, welcher so in etwa den ganzen Osten der USA betraf. Am meisten Schnee fiel in North Carolina auf dem Mount Mitchell mit 168 Zentimetern, womit man mich somit im Schnee verloren hätte.

Danach kehrte der Alltag wieder ein, ich ging zur Schule, fuhr mit meiner Mom durch die Gegend und bekam eine Panikattacke im car wash. Letzten Sonntag hat mein Heuschnupfen auf einmal wieder voll losgelegt und ich schniefe noch immer herum, auch wenn es schon um einiges besser geworden ist. Ich weiß auch nicht, was mit Kentucky falsch ist, dass hier Gräser anscheinend im Winter blühen.
Jedenfalls wussten wir vor Mittwoch nicht einmal, dass es mein Heuschnupfen war und wir waren alle etwas besorgt, da ich Anzeichen von einer Mandelentzündung zeigte. Da ich allerdings kein Fieber hatte, betrieben wir weitere Recherche, was dazu führte, dass ich spät dran war und etwa fünf Minuten später aus dem Haus ging. Scheinbar wollte mir das Schicksal eins auswischen und mein Bus musste gerade an dem Tag etwas früher als sonst da sein. Da der Tank sogut wie leer war und meine Mamaw kein Geld dabei hatte, fuhren wir wieder nach Hause und ich musste warten, bis meine Mom fertig war, um zur Arbeit zu fahren. Da war mir schon klar, dass ich ganz sicher zu spät kommen würde. Kurz nach acht - im übrigen die Zeit, an der der Unterricht beginnt, fuhren wir endlich in Richtung Schule.
Am Ende kam ich 43 Minuten zu spät und musste mich in eine Liste eintragen. Mein Lehrer hat es glücklicherweise mit einem "I used to be late all the time, so I guess there's nothing I can blame you for" abgetan und ich bin wirklich froh darüber, dass ich diesen Lehrer für den Rest des Schuljahres behalten werde. Üblich für meine Geschichtsklasse habe ich nicht einmal etwas verpasst und der Tag war erstaunlich schnell um.

Und bevor ich noch zu viel schreibe, sodass ich diesen Artikel auf Morgen verschieben muss, was wiederum zu mehr Stoff führen würde, da morgen der Super Bowl zwischen den Carolina Panthers und den Denver Broncos stattfindet, füge ich lieber mal all die Bilder hinzu und beende das hier!

Donnerstag, 14. Januar 2016

Der erste richtige Schnee

 Kälte, Schnee? Davon bekomme ich in Deutschland nicht ganz so viel und somit habe ich mich sehr auf Kentucky gefreut, da das kontinentale Klima wohl kältere Winter mit sich bringt, das wurde mir auch von allen Locals bestätigt. Dennoch kam es wie es kommen musste und der Winter ließ lange auf sich warten, dass selbst die besagten Locals etwas stutzig wurden.
Ab und zu fiel mal die eine oder andere Schneeflocke, aber es war nie genug, um als ein richtiger Schneefall zu gelten. Es wurde immer deprimierender, denn selbst in Deutschland fiel mehr Schnee als hier.
Gestern kam dann endlich die Erlösung. Es wurde Schnee angekündigt und alle Countys nördlich und südlich von meinem haben die Schule abgesagt. Wir waren mutig und haben uns in die Schule getraut, es war schließlich nur kalt, mehr nicht.
Doch kaum hatte der Unterricht begonnen, fielen die Schneeflocken vom Himmel. Ununterbrochen, mal mehr mal weniger, bis schließlich alles weiß bedeckt war. Immer mehr Schüler wurden aus dem Unterricht gerufen, da ihre Eltern sie abholten und wir Übrigen saßen nur auf unseren Stühlen und starrten aus dem Fenster. Ab und zu fragte man: "Why are we still here?"
Wie alle hofften auf ein frühes Ende des Tages, doch wir wurden enttäuscht. Einige Busse wurde abgesagt - meiner gehörte nicht dazu. Und ich hatte wirklich ernsthaft Angst, schließlich besteht mein Schulweg aus Hügeln und steilen Straßen.
Nachdem die erste Busfahrt geschafft war und alles ziemlich gut aussah, kam allerdings die Nachricht, dass die Busse nicht weiter fahren würde - es sei zu gefährlich. So musste ich meine Gastfamilie anrufen, damit sie mich abholten. Eine viertel Stunde saß ich im Bus und wartete auf meine Mamaw. Derweil wurde mir erzählt, dass selbst wenn am nächsten Tag Schule sei, mein Busfahrer nicht fahren würde. Schließlich würde der geschmolzene Schnee auf den Straßen am nächsten Tag Glatteis sein.
Der Heimweg war wirklich gruselig und ich fürchtete mehr als einmal, dass wir über die Schneebedeckten Hügel rutschen würden und in irgendeinem Teich landeten. Umso glücklicher war ich, als ich Zuhause ankam.
  Dies dürfte eine Vorstellung geben, wie die Straßen aussahen.

Und dann ging auch schon die Aufregung los. Schnee! Überzeugt davon einen Schneemann zu bauen, wagten meine kleine Gastschwester und ich uns nach draußen. Doch schnell mussten wir feststellen, dass der Schnee leider nicht für Schneemänner geeignet war und stattdessen wurden Schneeengel gemacht und ich habe ich liebend gerne beigebracht, wie eine Schneeballschlacht funktioniert.
Sie wollte gar nicht mehr reingehen, doch der Wind war doch etwas zu kalt, als das man riskieren könnte, eine dreijährige über einen großen Zeitraum draußen zu lassen.
Der Mini-Schneemann, den wir bei unserem verzweifelten Versuchen gebaut haben, durfte allerdings nicht fehlen.

  
Ich präsentiere: Mein erster Schneemann in 2016

Am Abend kam dann der erleichternde Anruf, dass die Schule am nächsten Tag ausfallen würde. Ich denke, ich war sowieso nicht hingegangen, schließlich will ich nicht unbedingt mein Leben auf dem Schulweg riskieren. Eigentlich sollte ja sowieso die Regel gelten: Wenn es für den Bus zu gefährlich ist, ist es auch für jeden anderen zu gefährlich! 
Morgen haben wir einen sogenannten One-hour delay, was so viel heißt, wie dass wir eine Stunde später in die Schule gehen, damit die Straßen geräumt bzw. das Eis schmelzen kann. Ich weiß noch nicht so genau, ob sich der One-hour delay noch in ein Two-hour delay verwandelt, aber ich denke schon, dass ich morgen wieder in die Schule muss.
Wenigstens gab es eine nette kleine Pause in der Mitte der Woche. Wenn es nach mir ginge, dann könnte es jede Woche so sein. Gespannt bin ich auf nächsten Montag, denn dann sollen die Temperaturen auf  -9/-15°C fallen und wenn ich mir das ansehe, soll es am Sonntag auch noch schneien. Klingt nach ein paar weiteren snow days!

Samstag, 2. Januar 2016

Weihnachten und Silvester

Der falsche Weihnachtsbaum steht mit seinen symmetrischen Zweigen schon seit Ende November in seiner vollen Pracht in unserem Wohnzimmer.
Man hat ja gar nichts von seinem Weihnachtsbaum, wenn er gerade einmal zwei Wochen steht, so sehen das zumindest die Amerikaner.
Nicht einmal nach Weihnachten riecht es, doch all die Geschäfte sind schon seit Monaten voll mit Weihnachtssachen.

Dieses Jahr zählt leider kein Adventskalender die Tage bis Weihnachten und ebenso wenig kommt der Nikolaus am 6. Dezember vorbei, außer man macht - wie ich in diesem Jahr - selbst einen auf langbärtigen Mann.
Schon lange bevor Weihnachten, fängt man an Weihnachtsgeschenke zu besorgen und hat in der letzten Woche vor dem großen Fest dennoch noch eine ganze Menge an Besorgungen zu machen.

An Heiligabend ist es dann aber so weit - es werden Weihnachtskekse für Santa gebacken und ich selbst versuche mich an einem Lebkuchenrezept. Am Morgen haben wir der Familie meiner Gastmutter einen Besuch abgestattet und dort auch schon Bescherung gehabt, denn meine Gasttante muss an Weihnachten tatsächlich arbeiten.
Nach einigen Komplikationen mit den Katzen, die meine Geschenke doch tatsächlich angekackt haben, und einem wunderbaren Frühstück, sind wir wieder nach Hause gefahren.
Nun ging es ans Geschenke einpacken, wobei ich wie erwartet nicht viel Ausdauer bewiesen habe. Als ich es dann doch geschafft habe, legte ich die Geschenke unter den Weihnachtsbaum, bevor ich schlafen ging.
In der Nacht wurde ich von Rumpeln wach gehalten, Santa schien Geschenke durch das Haus zu schleppen, wobei ich keine Ahnung habe, wie er überhaupt reingekommen ist, schließlich haben wir eine Gaskamin und keinen Schornstein.

Am Weihnachtsmorgen öffnete sich meine Tür um halb sieben und kleine Füße trappelten über meinen Boden. Vollkommen begeistert stand meine dreijährige Gastschwester in meinem Zimmer und wenig später saßen wir in unseren Weihnachts-PJs vor dem Weihnachtsbaum.
Patience war das Schlüsselwort, denn wir mussten noch auf die Großeltern warten, die vorbeikamen. Mein kleiner Gastbruder zeigte überhaupt kein Interesse an den Geschenken, wir vermuten, dass er sauer war, dass er aufgeweckt wurde.
Nachdem wir alles bis auf die Geschenke meines Bruders ausgepackt hatten und ich eines der besten Geschenke meines Lebens bekommen habe, sind wir zum Haus von Mamaw & Papaw gefahren (Eastern Kentucky und so, heißt soviel wie Oma und Opa), um dort ebenfalls Geschenke auszupacken.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nie so viele Weihnachtsgeschenke bekommen habe!
Wir hatten noch etwas Zeit, um uns mit unseren Geschenken zu beschäftigen, bis wir zu meinen Gasturgroßeltern gefahren sind, dort ein gutes Weihnachtsessen hatten und nochmal ein paar kleine Geschenke bekommen haben. Danach ging es auch schon zum nächsten Essen bei meiner anderen Urgroßmutter "Granny".
Am Abend waren wir dann endlich wieder Zuhause und ich musste feststellen, dass Weihnachten ziemlich schnell vorüber gegangen war, denn die Amerikaner kennen den Luxus eines zweiten Weihnachtstages nicht.


Nun ist auch schon 2016, 2015 hat sich nahezu unmerklich verabschiedet. Meine Gasteltern sind sogar schlafen gegangen, ich habe allerdings bei Mamaw übernachtet, wo wir uns The Ball Drop in New York angeschaut haben. Feuerwerk gibt es hier nur am 4th July und somit hat es sich alles andere als real angefühlt.
Nun komme ich dieses Jahr schon wieder zurück nach Deutschland. Und ich bin letztes Jahr nach Kentucky gekommen. Das alles klingt verrückt. Ich bin letztes Jahr sechzehn geworden und ich habe mein Alter noch nie nennen müssen, jedenfalls kommt es mir so vor.

Frohes Neues Jahr!