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Donnerstag, 19. Mai 2016

Das Schuljahr neigt sich dem Ende

Alles endet irgendwo und das wird jedem Einzelnen immer mehr bewusst. Die Seniors haben ihre Abschlussfahrt nach Florida bereits hinter sich und kamen alle mit schlimmen Sonnenbränden zurück. Und zu allem Überfluss hatten wir letzte Woche auch noch Testing.

Einige meiner Lehrer haben bereits verkündet, dass wir nichts mehr machen würden und das Jahr schulisch gesehen schon für beendet erklärt. Seniors haben sich schon an Colleges angemeldet und kümmern sich nun um ihre Student Loans und Unterkünfte für die nächsten Jahre. Wir Juniors sind traurig, weil unsere Freunde uns verlassen und wir nur noch ein Jahr übrig haben. Und ich, ich sitze mittendrin und weiß mal wieder nicht, wie ich mich fühlen soll.

In nicht einmal einem Monat werden meine Eltern einfliegen und mich auf einen Road Trip durch die Südstaaten nehmen. Dann muss ich mich verabschieden. Und obwohl mich in Deutschland so einiges erwartet, auf das ich mich freue, will ich hier nicht weg. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich in New York war und mich heimatlos gefühlt habe, weil ich mein altes Zuhause verlassen habe, mein Neues aber noch nicht erreicht hatte. So wird sich wahrscheinlich der gesamte Road Trip anfühlen.

Ich habe in diesem Jahr viele Freunde gefunden, doch die Zeit ist einfach davon gerannt. Kaum habe ich mir ein Leben aufgebaut, wirklich gute Freunde gefunden, da muss ich auch schon wieder weg. Ich kann eine Freundin von mir, die vor einiger Zeit in Kanada war, nun verstehen: Ein Jahr ist nicht genug, zwei Jahre wären besser.

Ich habe einen Artikel für die Schülerzeitung geschrieben, in dem ich mich bei allen verabschiedet und bedankt habe, er wird in der letzten Ausgabe des Jahres erscheinen und das auf der Titelseite. Ich habe solche Angst vor den letzten Schultagen, was eigentlich ein Déjà-vu sein müsste, denn vor einem Jahr hatte ich genauso viel Angst vor dem letzten Schultag an meiner deutschen Schule. In Deutschland wusste ich, dass ich wieder kommen wurde, hier weiß ich zwar, dass ich irgendwann zurück kommen werde, aber der Zeitpunkt ist vollkommen ungewiss. Das Schlimmste ist wohl der Gedanke, dass ich nie wieder durch die Flure meiner High School laufen werde.

In Band studieren wir nun die Lieder für Graduation ein und am Freitag gibt es die Generalprobe. Am Samstag sind die Seniors schließlich offziell fertig mit der Schule und dann gibt es nur noch einen einzigen Tag an meiner High School, der mir bleibt. Dann steht meine Abschiedsfeier an und ich muss mich wohl oder übel verabschieden.

Mit der Zeit denke ich, dass ich so langsam bereit bin, um nach Hause zu gehen. Bei den Prom-Vorbereitungen hat man mich pausenlos gefragt, ob ich denn bereit wäre und meine Antwort war immerzu: "Not yet!" Das Unterbewusstsein spielt eine Menge in die Ganze Sache hinein, denn die Deadline ist beinahe vorbei, hätte ich noch vier weitere Monate, dann wäre ich eindeutig nicht bereit für Zuhause.

Das Testing, das ich am Anfang des Posts erwähnt habe, sind die sogenannten EOCs, was für "end of course" steht. Entgegen der Erwartungen, muss man diese allerdings nur in den Klassen ablegen, die man das ganze Jahr über hatte, also in meinem Fall gab es das U.S. History EOC Examen und wie jeder andere Schüler auch, musste ich den Schreibtest mitmachen.

Der Schreibtest war letzte Woche Montag und bestand aus zwei Aufsätzen. Für den ersten Aufsatz hatte man vierzig Minuten Zeit und zwei Seiten Platz, der zweite Aufsatz nahm neunzig Minuten ein und gab einem vier Seiten Platz zum schreiben. Im Grunde ist der Schreibtest aber für nichts gut, allerdings hat meine High School ein rewards system eingeführt, bei dem man je nach Testergebnissen gewisse Vorteile bekommen kann (z.B. kann man einmal im Monat Lunch außerhalb der Schule bestellen).

Das U.S. Histroy EOC macht vierzig Prozent der Gesamtnote aus und war ein simpler zweiteiliger Multiple Choice Test mit 48 Fragen pro Teil. Die Fragen sind leider nicht gerade einfach zu beantworten, denn zwar spielt es auf alles an, was man in seinem Schuljahr gelernt hat, aber dennoch mehr auf Details als den groben Stoff. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich den Test zumindest bestanden habe.

Am Dienstag war Election Day, weswegen wir Schulfrei hatten. Ich wusste davon nicht, bis zum Tag davor, denn als ich meinen Freundinnen erzählt habe, was wir am nächsten Tag zum Mittagessen haben, haben sie mich nur verwirrt angeschaut und mir erzählt, dass wir am Dienstag gar nicht in der Schule sein würden. Es scheint nicht so, als wäre jemand aus meiner Gastfamilie wählen gegangen (man hat ja auch sowieso keine gute Wahl), aber leider ist mir dennoch jemand über den Weg gelaufen, der seine Stimme für keinen Demokraten abgegeben hat, also wissen wir alle, das Trump der Präsidentschaft und der Möglichkeit die USA in den Ruin zu treiben immer näher rückt. Aber was soll man machen, wenn es keine guten Kandidaten gibt. Ich zitiere meinen Lehrer nur zu gerne: "Is that really the best person our country has to offer?"

Sonntag, 15. Mai 2016

Prom

Prom. Wohl das wichtigste Event, dass es wahrend des gesamten Schuljahres gibt – zumindest fur die, die hin dürfen. Schon direkt nachdem Homecoming vorüber war, hat sich jeder verruckt gemacht, ein Kleid sowie Date zu finden. Wie ich nun einmal bin, habe ich mir damit so einiges an Zeit gelassen und mein Kleid gerade mal eine Woche vor Prom gekauft und es nur wenige Tage zuvor abholen können.

Und wie auch schon an Homecoming kam der Samstag des Proms und ich hatte nicht einmal Schuhe oder Schmuck, weswegen wir in die Stadt gefahren sind. Schuhe zu finden war deutlich einfacher als erwartet und auch der Rest ließ sich relative schnell zusammenfinden, ich Weiss auch nicht, warum ich dabei auf einmal Gluck habe, wo die ganze Sache mit dem Kleid ein riesiges Drama war.

Der Tag verging schnell, als wir wieder nach Hause kamen, bin ich erstmal in meinen neuen Schuhen herumstolziert, weil ich schließlich bis zum Abend lernen musste, wie man darauf lief und nach einem kurzen Mittagessen durfte ich auch schon still auf einem Stuhl im Badezimmer sitzen und meine Host Mom hat sich an mein Make Up gemacht. Es folgten Haare und wenig später war es langsam an der Zeit loszufahren und ich war fertig.

Die Familie seitens meiner Host Mom ist vorbeigekommen, da sie wahrend ich beim Prom war, ein Lagerfeuer gemacht haben und nach ein paar wenigen Schnappschüssen wurde ich von meiner Tante und meinem Onkel zur High School gefahren, wo ich mich mit einigen Freundinnen verabredet hatte, denn wie erwartet habe ich kein Date abbekommen.



Vor der Schule wurde ein Photo von uns drei gemacht, wobei wir noch immer auf eine weitere Freundin und ihren Freund gewartet haben. Wir hatten uns für halb sieben verabredet und wie das Schicksal es wollte standen wir bis halb acht da, bis die beiden endlich eintrafen.

Das Thema unseres Proms war übrigens Las Vegas und da ich in diesem Trimester fast nur Kunstklassen habe, durfte ich auch fleißig beim Dekorieren helfen. Es war ziemlich beeindruckend, das Ergebnis zu sehen und die harte Arbeit hat sich eindeutig ausgezahlt.


Es gab Essen und viele haben sich auf die Tanzfläche verschlag, was in gewisser Weise genauso wie Homecoming war. Anstatt zu tanzen gab es mal wieder sogenannte "sin circles", die ich nur gerne als ekelhaft bezeichne. Getanzt habe ich leider nur wenig, denn abgesehen von den Songs, die bereits eine Choreographie besaßen, wusste ich nicht so recht, was ich tun sollte.

Ich erinnere mich genau ein ein Lied, bei dem wirklich jeder aufgestanden ist und mit seinem Date getanzt hat. Ich saß allein an meinem Tisch und niemand um mich herum war mehr da. Und da ich nicht zu einsam aussehen wollte, habe ich mich in eine Ecke verkrochen, um nicht ganz so aufzufallen.

Schließlich wurde wie in den Filmen der König und die Königin gekrönt, welche wir beim Eingang gewählt hatten. Was ich aus den Filmen allerdings nicht wusste war, dass es auch Prinz und Prinzessin gibt, welche die Juniors repräsentieren. Prinz und Prinzessin war keine große Überraschung, denn beide sind ziemlich beliebt, doch das Lustige war, dass der Prinz über zwei Meter groß ist und die Prinzessin nur etwa 1,60m in die Höhe ragt -- als die beiden miteinander tanzen sollten, sah es ziemlich lustig aus. Zum König wurde klischeehafterweise der Quarterback gewählt, doch die Königin ist ausnahmsweise kein Cheerleader und macht auch sonst keinen Sport.

Nachdem alle ihre Krone bekommen hatten, haben sich die meisten Leute zum Gehen gewandt und meiner Meinung nach den größten Spaß verpasst. Kaum waren alle verschwunden, gab es gute Musik und die Stimmung wurde noch besser. Ich wurde sogar zum Tanzen aufgefordert, um genau zu sein von dem selben Jungen, der auch schon bei Homecoming mit mir getanzt hat, wobei ich herausgefunden habe, dass er mich eigentlich zu Prom fragen wollte, aber sich nicht getraut hat. So kann es gehen. Mein Abend wurde aber trotzdem immer besser und ich habe mit meinen Freundinnen getanzt, bis die Lichter angingen und die Lehrer anfingen, aufzuräumen.

Nachdem wir gezwungen waren, zu gehen, sind wir noch in die nächste Stadt zum Essen gefahren. Normalerweise hat man an Prom Wechselklamotten im Auto gelagert, damit man nicht in seinen Abendkleidern in ein Restaurant gehen muss, doch ich hatte keine Ahnung, dass ich uberhaupt Essen gehen würde, weswegen wir alle einfach unsere Kleider an behielten.

Gegen ein Uhr am Morgen bin ich endlich Zuhause angekommen und musste meine Host Mom aufwecken, weil ich mein Kleid nicht allein aufbekommen habe. Danach habe ich nur das ganze Make Up entfernt und habe mich erschöpft ins Bett fallen lassen. Der nächste Morgen brachte dann einen grauenhaften Kontrast, denn ich sah wirklich grauenhaft aus im Gegensatz zum letzten Abend.