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Donnerstag, 14. Januar 2016

Der erste richtige Schnee

 Kälte, Schnee? Davon bekomme ich in Deutschland nicht ganz so viel und somit habe ich mich sehr auf Kentucky gefreut, da das kontinentale Klima wohl kältere Winter mit sich bringt, das wurde mir auch von allen Locals bestätigt. Dennoch kam es wie es kommen musste und der Winter ließ lange auf sich warten, dass selbst die besagten Locals etwas stutzig wurden.
Ab und zu fiel mal die eine oder andere Schneeflocke, aber es war nie genug, um als ein richtiger Schneefall zu gelten. Es wurde immer deprimierender, denn selbst in Deutschland fiel mehr Schnee als hier.
Gestern kam dann endlich die Erlösung. Es wurde Schnee angekündigt und alle Countys nördlich und südlich von meinem haben die Schule abgesagt. Wir waren mutig und haben uns in die Schule getraut, es war schließlich nur kalt, mehr nicht.
Doch kaum hatte der Unterricht begonnen, fielen die Schneeflocken vom Himmel. Ununterbrochen, mal mehr mal weniger, bis schließlich alles weiß bedeckt war. Immer mehr Schüler wurden aus dem Unterricht gerufen, da ihre Eltern sie abholten und wir Übrigen saßen nur auf unseren Stühlen und starrten aus dem Fenster. Ab und zu fragte man: "Why are we still here?"
Wie alle hofften auf ein frühes Ende des Tages, doch wir wurden enttäuscht. Einige Busse wurde abgesagt - meiner gehörte nicht dazu. Und ich hatte wirklich ernsthaft Angst, schließlich besteht mein Schulweg aus Hügeln und steilen Straßen.
Nachdem die erste Busfahrt geschafft war und alles ziemlich gut aussah, kam allerdings die Nachricht, dass die Busse nicht weiter fahren würde - es sei zu gefährlich. So musste ich meine Gastfamilie anrufen, damit sie mich abholten. Eine viertel Stunde saß ich im Bus und wartete auf meine Mamaw. Derweil wurde mir erzählt, dass selbst wenn am nächsten Tag Schule sei, mein Busfahrer nicht fahren würde. Schließlich würde der geschmolzene Schnee auf den Straßen am nächsten Tag Glatteis sein.
Der Heimweg war wirklich gruselig und ich fürchtete mehr als einmal, dass wir über die Schneebedeckten Hügel rutschen würden und in irgendeinem Teich landeten. Umso glücklicher war ich, als ich Zuhause ankam.
  Dies dürfte eine Vorstellung geben, wie die Straßen aussahen.

Und dann ging auch schon die Aufregung los. Schnee! Überzeugt davon einen Schneemann zu bauen, wagten meine kleine Gastschwester und ich uns nach draußen. Doch schnell mussten wir feststellen, dass der Schnee leider nicht für Schneemänner geeignet war und stattdessen wurden Schneeengel gemacht und ich habe ich liebend gerne beigebracht, wie eine Schneeballschlacht funktioniert.
Sie wollte gar nicht mehr reingehen, doch der Wind war doch etwas zu kalt, als das man riskieren könnte, eine dreijährige über einen großen Zeitraum draußen zu lassen.
Der Mini-Schneemann, den wir bei unserem verzweifelten Versuchen gebaut haben, durfte allerdings nicht fehlen.

  
Ich präsentiere: Mein erster Schneemann in 2016

Am Abend kam dann der erleichternde Anruf, dass die Schule am nächsten Tag ausfallen würde. Ich denke, ich war sowieso nicht hingegangen, schließlich will ich nicht unbedingt mein Leben auf dem Schulweg riskieren. Eigentlich sollte ja sowieso die Regel gelten: Wenn es für den Bus zu gefährlich ist, ist es auch für jeden anderen zu gefährlich! 
Morgen haben wir einen sogenannten One-hour delay, was so viel heißt, wie dass wir eine Stunde später in die Schule gehen, damit die Straßen geräumt bzw. das Eis schmelzen kann. Ich weiß noch nicht so genau, ob sich der One-hour delay noch in ein Two-hour delay verwandelt, aber ich denke schon, dass ich morgen wieder in die Schule muss.
Wenigstens gab es eine nette kleine Pause in der Mitte der Woche. Wenn es nach mir ginge, dann könnte es jede Woche so sein. Gespannt bin ich auf nächsten Montag, denn dann sollen die Temperaturen auf  -9/-15°C fallen und wenn ich mir das ansehe, soll es am Sonntag auch noch schneien. Klingt nach ein paar weiteren snow days!

Samstag, 2. Januar 2016

Weihnachten und Silvester

Der falsche Weihnachtsbaum steht mit seinen symmetrischen Zweigen schon seit Ende November in seiner vollen Pracht in unserem Wohnzimmer.
Man hat ja gar nichts von seinem Weihnachtsbaum, wenn er gerade einmal zwei Wochen steht, so sehen das zumindest die Amerikaner.
Nicht einmal nach Weihnachten riecht es, doch all die Geschäfte sind schon seit Monaten voll mit Weihnachtssachen.

Dieses Jahr zählt leider kein Adventskalender die Tage bis Weihnachten und ebenso wenig kommt der Nikolaus am 6. Dezember vorbei, außer man macht - wie ich in diesem Jahr - selbst einen auf langbärtigen Mann.
Schon lange bevor Weihnachten, fängt man an Weihnachtsgeschenke zu besorgen und hat in der letzten Woche vor dem großen Fest dennoch noch eine ganze Menge an Besorgungen zu machen.

An Heiligabend ist es dann aber so weit - es werden Weihnachtskekse für Santa gebacken und ich selbst versuche mich an einem Lebkuchenrezept. Am Morgen haben wir der Familie meiner Gastmutter einen Besuch abgestattet und dort auch schon Bescherung gehabt, denn meine Gasttante muss an Weihnachten tatsächlich arbeiten.
Nach einigen Komplikationen mit den Katzen, die meine Geschenke doch tatsächlich angekackt haben, und einem wunderbaren Frühstück, sind wir wieder nach Hause gefahren.
Nun ging es ans Geschenke einpacken, wobei ich wie erwartet nicht viel Ausdauer bewiesen habe. Als ich es dann doch geschafft habe, legte ich die Geschenke unter den Weihnachtsbaum, bevor ich schlafen ging.
In der Nacht wurde ich von Rumpeln wach gehalten, Santa schien Geschenke durch das Haus zu schleppen, wobei ich keine Ahnung habe, wie er überhaupt reingekommen ist, schließlich haben wir eine Gaskamin und keinen Schornstein.

Am Weihnachtsmorgen öffnete sich meine Tür um halb sieben und kleine Füße trappelten über meinen Boden. Vollkommen begeistert stand meine dreijährige Gastschwester in meinem Zimmer und wenig später saßen wir in unseren Weihnachts-PJs vor dem Weihnachtsbaum.
Patience war das Schlüsselwort, denn wir mussten noch auf die Großeltern warten, die vorbeikamen. Mein kleiner Gastbruder zeigte überhaupt kein Interesse an den Geschenken, wir vermuten, dass er sauer war, dass er aufgeweckt wurde.
Nachdem wir alles bis auf die Geschenke meines Bruders ausgepackt hatten und ich eines der besten Geschenke meines Lebens bekommen habe, sind wir zum Haus von Mamaw & Papaw gefahren (Eastern Kentucky und so, heißt soviel wie Oma und Opa), um dort ebenfalls Geschenke auszupacken.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nie so viele Weihnachtsgeschenke bekommen habe!
Wir hatten noch etwas Zeit, um uns mit unseren Geschenken zu beschäftigen, bis wir zu meinen Gasturgroßeltern gefahren sind, dort ein gutes Weihnachtsessen hatten und nochmal ein paar kleine Geschenke bekommen haben. Danach ging es auch schon zum nächsten Essen bei meiner anderen Urgroßmutter "Granny".
Am Abend waren wir dann endlich wieder Zuhause und ich musste feststellen, dass Weihnachten ziemlich schnell vorüber gegangen war, denn die Amerikaner kennen den Luxus eines zweiten Weihnachtstages nicht.


Nun ist auch schon 2016, 2015 hat sich nahezu unmerklich verabschiedet. Meine Gasteltern sind sogar schlafen gegangen, ich habe allerdings bei Mamaw übernachtet, wo wir uns The Ball Drop in New York angeschaut haben. Feuerwerk gibt es hier nur am 4th July und somit hat es sich alles andere als real angefühlt.
Nun komme ich dieses Jahr schon wieder zurück nach Deutschland. Und ich bin letztes Jahr nach Kentucky gekommen. Das alles klingt verrückt. Ich bin letztes Jahr sechzehn geworden und ich habe mein Alter noch nie nennen müssen, jedenfalls kommt es mir so vor.

Frohes Neues Jahr!