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Dienstag, 28. Juli 2015

Gedanken vor dem Abflug

Morgen ist es soweit, morgen werde ich in das Flugzeug steigen und über München nach New Jersey fliegen. Donnerstag gibt es dann einen Tag voll Sightseeing in New York und dann werde ich auch schon zu meiner Gastfamilie nach Kentucky fliegen.

Was soll ich sagen? Oder eher, wo soll ich anfangen?

Wenn man für zehn Monate in ein anderes Land geht, dann ist das nicht mal eben so, wie ein Urlaub. Man fühlt sich auch nicht so. Die Abschiede verlaufen auch anders, man packt anders und muss sich Zeit nehmen, um sich selbst mal die Frage zu stellen, wie es einem denn geht.

Vor einer Woche noch hatte ich wahnsinnig Angst vor dem, was mir bevorsteht. Und jetzt geht morgen mein Flug und meine Freunde sind aufgeregter als ich. Ich bin vollkommen entspannt. Ganz tief in mir keimt langsam die Aufregung, aber ich kann guten Gewissens sagen, dass ich die Nacht wohl schlafen werde.
Ich bin zehn Monate nicht da, ich werde mein Zimmer, unser Haus und meine Heimat eine ganze Weile höchstens über den Bildschirm sehen können, aber ich komme wieder und mein Kopf weiß noch gar nicht, wie lang zehn Monate doch sind. Das alles ist noch immer nicht ganz real, wahrscheinlich kann das niemand nachvollziehen, wenn er nicht selbst schon einmal an diesem Punkt stand. Man bereitet sich Jahre darauf vor, ich habe über drei Jahre auf diesen Moment gewartet und jetzt ist er da.

Was mir dann doch zeigt, dass ich gehe, sind die Koffer in meinem Zimmer und die Tatsache, dass ich nichts mehr zum Anziehen in meinem Kleiderschrank habe. Vielleicht auch noch mein Countdown oder mein Kalender, der einfach für die Zeit leer ist.

Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, ist das eine schwierige Frage. Vor einer Woche war die Antwort darauf "Keine Ahnung". Ein solches Gefühlschaos herrschte in mir, dass ich nicht mehr wusste, ob ich Angst haben oder mich freuen sollte. Angst, Freude und Trauer in einem kann einen sehr verwirren, glaubt mir. Aber jetzt geht es mir gut, jetzt bin ich mental bereit. Oder wie ich vor kurzem zu meiner Gastmutter meinte: "I'm ready for it!"

Ich habe keine Ahnung, was mich in Kentucky erwarten wird und wie ich mich verändern werde. Mir ist aber klar, dass ich viele meiner normalen Verhaltensmuster und Beschäftigungen ablegen werde. Einige werden abgeschwächt und andere extremer, doch ich weiß nicht was ich wo einordnen soll.

Und nun sage ich: "Auf Wiedersehen, Deutschland!" Denn ich bin bereit für diesen Schritt ins Ungewisse.