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Sonntag, 30. August 2015

Schulwechsel und jetzt plötzlich doch Fußball

Man hört von vielen Austauschschülern, die ihre Gastfamilie wechseln. Einige müssen deswegen auch die Schule wechseln, aber ich gehöre nicht zu denen. Ich liebe meine Gastfamilie und bin unglaublich glücklich in Kentucky, doch auch ich hatte einen Tiefpunkt und der war nicht, als ich kotzend im New Yorker Hard Rock Café über der Kloschüssel hing.

Es war lustigerweise genau der Tag, nachdem ich meinen letzten Blog-Artikel geschrieben habe und alles höchstwahrscheinlich als gut beschrieben habe. Nun gut, ich habe es mir eher schön geredet, das ist mir jetzt klar, denn es war nicht alles toll, ich habe mich nicht wohl an dieser Schule gefühlt.

Am Dienstag bin ich wie es sein sollte mit dem Bus zur Schule gefahren und mir ist wie immer schlecht geworden, weil der Bus so schnell durch die Hügel gefahren ist und ich nicht aus dem Fenster vorne sehen konnte. Ich habe mich in die Bücherei gesetzt, da ich zum einen hoffte, dass derjenige, der sich um die Vergabe von Schließfächern kümmert schon da ist und zum anderen nicht allein in der Gym sitzen wollte, wie das letzte Opfer. Als ich da saß und meine Notizen für US History studierte, brachen alle Dämme. Ich dachte, es komme davon, dass es mir wegen der Busfahrt so schlecht ging, denn ich muss immer weinen, wenn ich jemanden sagen muss, dass es mir nicht gut geht, ich dachte, dass ich noch meine Erkältung hatte, welche wieder zum Vorschein kam, doch nachdem ich mich von einem Mädchen zur Nurse bringen lassen hatte, wurde mir nach und nach klar, dass auch Heimweh dabei war. Spätestens als mit meinem Körper alles in Ordnung war und die Nurse meine Host Mom anrief und ihr erzählte, dass ich mental einfach am Ende sei, wurde mir klar, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte.

Meine Host Mom sprach im Auto schon davon, dass man mich nach Hause schicken könnte, wenn ich so viel Schule verpasste und das will keiner von uns. Außerdem schlug sie mir vor, dass wir nachfragen könnten, ob ein Schulwechsel möglich wäre. Im Laufe des Tages wurde mir dann bewusst, was mich störte, was mich so krank machte: Meine High School.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erklären, was so falsch an meiner High School ist und das mache ich gerne, aber lasst mich noch erklären, was nachdem passiert ist. Wir sind nämlich zu der High School im Nachbar County gefahren, welche nebenbei bemerkt sogar näher dran ist. Meine Gasteltern haben mir das Gebäude und die Sportplätze gezeigt und langsam wurde meine Entscheidung fest. Die Tatsache, dass ich dort die Möglichkeit hatte, Fußball zu spielen, erleichterte alles noch. Am nächsten Morgen sind wir dann zu der Schule gefahren und haben mich angemeldet.

Kommen wir nun dazu, warum meine alte High School für die Tonne ist. Lassen wir die ganze Anmeldung mal weg, denn ich glaube, davon habe ich schon erzählt. Jedenfalls wurde mir an meiner alten High School die ganze Schule in einem Rutsch gezeigt und eigentlich auch nur die Räume, in denen ich Unterricht hatte. Das Mädchen, dass mir alles gezeigt hat, habe ich danach nie wieder gesehen und sie hat mich niemanden vorgestellt. Wie es richtig läuft, hat mir meine jetzige High School gezeigt: Der Counselour hat ein Mädchen aus meiner Klassenstufe herbeigerufen, das mit mir zwei Fächer hat, welche auch gleich als nächstes kamen. Er wies sie an, bei Lunch mit mir zu sitzen und mich den anderen vorzustellen. By the way: My new schedule!

1rst  U.S. History
2nd  Pre-Calculus
3rd  Humanities (English)
4th  Chemistry
5th  AP Composition (Business Management)
6th  Spanish

Es war Ende der dritten Stunden und sie hat kein Humanities, sollte mich aber für die letzten Minuten mit in ihre Art Class nehmen. Da lernte ich dann auch gleich einige Leute kennen und auch ein Mädchen, das mit mir Spanish hat und im allgemeinen mittlerweile eine Freundin für mich ist.

Man hat sich wirklich Mühe gegeben, mich zu integrieren, an meiner alten Schule wurde ich eher isoliert. Man hatte allgemein nicht das Gefühl, dass man mich dort wollte, selbst die Schüler waren nicht aufrichtig interessiert und nicht offen für neue Schüler. Der Fairness wegen muss ich sagen, dass es ein zwei Leute gab, die sich um mich gekümmert haben, aber die habe ich auch nur in der letzten Stunde gesehen.

Von dem Vorfall in meiner Art Class habe ich schon berichtet und ich muss zugeben, dass das auch mit in die Sache reingespielt hat. Es hat meine Gefühle verletzt, dass man mich so offensichtlich nicht wollte, aber was die Lehrerin getan hat, weiß niemand und es ist wahrscheinlich auch niemanden aufgefallen. Sie hat nämlich mitbekommen, was vor sich ging, was man zu mir sagte. Und was hat sie getan? Sie sagte: "Es ist doch nur für die paar Stunden." Braucht irgendjemand eine Analyse? Sie hat die anderen unterstützt, der unhöfliche Ton hat sie nicht im geringsten gekümmert und das ist etwas, was man als Lehrerin nicht tun sollte, oder seh ich das als einzige so?

Es gibt Leute, die das, was mir auf meiner alten High School widerfahren ist "bullying" nennen, ich sehe es nicht so. Ich sehe das ganze nur als unhöflich und egoistisch.

Mehr möchte ich zu meiner alten High School nicht sagen, denn das Kapitel meines Jahres ist vorbei und ich bin wirklich froh darüber.
Mittlerweile gehe ich schon über zwei Wochen auf diese Schule und mir gefäklt es immer besser. Langsam finden sich richtige Freunde und seit kurzem darf ich auch Fußball spielen, da der Staat Kentucky endlich meine Papiere genehmigt hat.

Übrigens hat sich an meinem Stundenplan etwas geändert, nämlich war AP Composition, meine Englischklasse, deutlich zu schwer für mich, denn es ist eine Collage class und welcher Austauschschüler bewältigt so eine Englischklasse? Um eine normale Englischklasse zu bekommen musste ich auch Humanities abgeben, was mir allerdings nicht allzu nahe geht. Dafür habe ich jetzt Business Management, was ich eigentlich ziemlich cool finde.

Was noch in der Zeit passiert ist? Wir hatten eine Orientation beim Community Representative, welche übrigens die Tante meines Gastvaters ist, bei der alle Austauschschüler, die mit Ayusa in der Gegend sind, sich getroffen haben. Wir waren zur viert und haben lustigerweise nicht viel miteinander gesprochen. Ich meine, das Mädchen aus Deutschland, mit dem ich hergeflogen bin, war auch dabei, aber es wäre einfach zu seltsam gewesen mit ihr auf Englisch zu sprechen, denn irgendeine Regel besagt angeblich, dass ich mit allen Englisch sprechen muss, die diese Sprache verstehen. Aufgrund dieser Regel wäre es auch seltsam gewesen, Deutsch zu sprechen und deswegen haben wir es einfach komplett gelassen.

Außerdem hatten wir gestern eine riesige Veranstaltung in der Gym, wo alle Schüler zusammenkamen und Stimmung für das Football Spiel gemacht haben. Alle derzeit aktiven Sportteams wurden aufgerufen und mussten nach vorne kommen, jeder Spieler bei Namen. Eine Freundin von mir, ebenfalls aus dem Soccer Team, hat die Ansage für das Mädchen Team und das Jungs Team übernommen und mich ganz zum Schluss als "secret weapon from Germany" angesagt. Ich habe so meine Bedenken, dass sie mehr von mir erwarten, als ich ihnen bieten kann.

Übrigens habe ich Montag mein erstes Spiel, ohne dass ich je an einem Training teilgenommen habe, also richtig teilgenommen, denn ich war bei den  meisten Trainings da, durfte aber keine Anweisungen befolgen, da ich ja offiziell noch nicht trainieren durfte. Ich bin dann meistens ein paar Runden gelaufen oder hab den Ball ein bisschen gekickt.

Abschließend noch etwas Gedankenmist; denn ich denke, ich bin nun angekommen und damit meine ich wirklich angekommen. Ich laufe wie selbstverständlich durch das Haus meiner Gastfamilie - mein Zuhause -, ebenso laufe ich durch meine High School, als wäre es das normalste der Welt, ich rede mit den Leuten, als würde uns nichts unterscheiden, und ich finde meinen Platz beim Lunch, ohne mir Sorgen machen zu müssen.
Alles wird selbstverständlich, mein Leben geht weiter. Ich bin nun schon einen Monat in den USA und dieser Monat ging unheimlich schnell vorüber, was ziemlich Angsteinflößend ist, schließlich heißt das, dass ich nur noch neun Monate übrig habe. Und wenn wir schon bei Mangel sind: Bill Gates sollte mir dringend mal seine Kreditkarte leihen, mein Kleiderschrank sieht viel zu mager aus!

Das war es auch für's erste. Ich konnte wirklich noch stundenlang über die genauen Unterschiede von Deutschland und den USA schreiben, aber dafür würde ich mehr Platz brauchen und es kommt definitiv in einen separaten Artikel. See ya!

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